Impuls für die Karwoche

Die Fastenzeit nähert sich dem Ende und Ostern steht vor der Tür. Da wir die Osterfeiertage nicht in großer Runde in der Gemeinde feiern sollen gibt es einen kleinen Osterimplus von unserem Stammeskuraten Jakob Hein.

Wir wünschen euch eine gesegnete Karwoche.

Der Text:

Was für eine Fastenzeit. Schon zum zweiten Mal bereiten wir uns unter Kontaktbeschränkungen und im Home Office und leider auch ohne  analoge Gruppenstunden auf Ostern vor.

Und egal, ob man sich nun selbst Vorsätze für diese Zeit gemacht hat oder  einfach nur auf Ostern wartet, diese Zeit war und ist für uns alle vom Verzicht geprägt.

Und in diesem Trubel mit Schule von daheim aus oder im Hybrid-Modell und dem ganzen drumherum geht vielleicht manchmal einiges unter, man ist gestresst, und wen interessierts schon, dass wir nun in die Karwoche gehen. Manchmal fühlt sich das gar nicht so an…

Ich möchte euch davon erzählen, wie ich in dieser komischen Fastenzeit etwas für mich wiederentdeckt habe.

Ich war in einer Andacht, seit langem mal wieder in einer Kirche und habe dem Diakon gelauscht. Was in dieser Andacht einen wichtigen Platz eingenommen hatte, war das Innehalten. Und als ich dann so in der Kirche saß, mit einigen wenigen anderen mit genügend Abstand im großen Kirchenschiff still war, hab ich es gefunden. Hier war nicht das Brummen eines Laptop-Lüfters, keine Musik, nicht das Reden anderer Menschen, sogar das Rauschen des Verkehrs blieb hinter den dicken Mauern zurück. Ich hatte die Stille für mich gefunden, eine Stille, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt hatte.  Jetzt, wo man den Großteil des Tages zu Hause verbringt (bzw. verbracht hat), Geschwister, Partner, Kinder, oder Mitbewohner die auch zu Hause hocken, fast immer um sich hat,  in einer Zeit, in der zumindest ich mir oft Musik oder einen Podcast anmache, um Geräusche, Leben zu hören und neben mir zu haben, in der es selten ruhig ist, auch wenn man sich kaum mit anderen trifft, kam diese Stille unerwartet aber dafür umso beeindruckender.

Hört ihr das? Nichts!

In dieser Stille, die ich da gefunden habe, ist mir noch etwas aufgefallen. Es gibt viele Arten der Stille, nicht alle immer gut, aber alle unterschiedlich. Und ich muss sagen, es gibt einige Stillen, die ich sehr vermisse: die Stille am Lagerfeuer, die nur vom Knacken des Holzes und dem Rauschen des Feuers untermalt wird. Die Stille auf dem Lagerplatz, wenn man sich gerade hingelegt hat und von der Ferne noch den Trubel der weniger Schlafbedürftigen mitkriegt.  Die Stille am Meer, wo das Rauschen der Wellen und das Brausen des Windes alles übertönen und den Kopf freipusten.

Und auch wenn man wohl noch etwas darauf warten muss, bis man seine Lieblings-Stille wieder problemlos erleben kann, so klang in der Stille, die ich da vorgefunden hatte, doch einiges davon mit.

Und auch wenn andere Leute noch mit da waren, so kann man doch auch gemeinsam still sein.  Dieses gemeinsam bewusste Still-sein, vielleicht sogar mit geschlossenen Augen, gibt die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und doch geborgen in der Gemeinschaft zu sein.

Deswegen möchte ich euch dazu einladen, in der kommenden Karwoche euch mal einen Moment der Stille zu gönnen, sie aktiv zu suchen, sei es zu Hause oder mal alleine oder mit der Familie in der Kirche (,die hat tagsüber immer offen, auch wenn keine Andachten sind) . Genießt sie, horcht mal darauf, was ihr euch selbst sagt und redet, wenn ihr wollt, auch mit Gott.

Und geht mit Ruhe und Gottes Segen auf dieses wieder ungewöhnliche Osterfest zu.

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